Wandern in Neuseeland

Ich fliege nicht gern – wer mich kennt, der weiß das. Kurzstreckenflüge lasse ich mir unter Umständen noch einreden, allerdings, was man in kurzer Zeit fliegen kann, kann man auch mit dem Auto schaffen. Bei langen Strecken wird es dann schon knifflig. So ist auch Neuseeland eigentlich eine No-go-Area für mich, aber träumen ist erlaubt. Und Angst lässt sich schließlich auch besiegen. Das Land der Kiwis zumindest scheint meine Angst herausfordern zu wollen. Griff ich Jahresanfang beim Kalender-SSV beherzt nach einem „Land of the Rings“-Kalender, so fanden auch noch zwei Bücher über Neuseeland den Weg zu mir. Ann Kathrins Sauls Reise auf dem Te Araroa hat mich bereits restlos begeistert und nun war es an der Zeit, auch den MANA-Reiseführer „Wandern in Neuseeland“ genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der Reiseführer kommt ziemlich gewichtig im A5-Format daher und hat stolze 332 Seiten, also ausreichend Platz für genügend Tourenvorschläge und Tipps, aber deutlich zu groß und schwer, um ihn direkt als Rucksacklektüre zu benutzen. Das ist aber auch gar nicht die Absicht der beiden Autoren Rolf Knütter und Christian Ziglowski. Der Reiseführer ist m.E. nach super für die Reisevorbereitung und bei einem Aufenthalt mit fester Unterkunft in Neuseeland geeignet. Will man sich auf eine mehrtägige Reise mit dem Rucksack begeben, so kann man problemlos die betreffenden Seiten vorab kopieren.

In der vorderen und hinteren Umschlagseite finden sich Abbildungen der Nord- und Südinsel, auf denen die Standpunkte der einzelnen Touren (nach Nummern) markiert sind. Ich fand diese Abbildungen etwas überdimensioniert und auch ihr Informationsgehalt ließ zu wünschen übrig – so hätte ich zumindest gerne die Schwierigkeit (leicht, leicht-mittel, mittel, mittel-schwer, schwer) auf den ersten Blick abgelesen. Platz genug für die Track-Übersicht, die sich erst auf Seite 7 befindet, wäre allemal gewesen. Auf dieser findet sich wiederum ein detaillierter Überblick mit dem Namen der Wanderung, und ob es sich um einen Great Walk handelt, Dauer, Beste Zeit, Länge, Schwierigkeit und Besonderheit (hierbei auch Hervorhebung besonders empfehlenswerter und familienfreundlicher Wanderungen). Verzichtet hat man aber auf die Nr. der Wanderung und die Angabe der Seitenzahl, auf der sich die Tourenbeschreibung findet. Eine schnelle und ineinandergreifende Suche zwischen Karte, Übersichtsliste und Beschreibung ist so leider nicht möglich. Vielmehr muss man zusätzlich das Inhaltsverzeichnis bemühen. Allgemein finden sich 29 Touren im Wanderführer wieder, darunter alle (neun) Great-Walks, der Weitwanderweg Te Araroa, acht Tagestouren und 21 Mehrtagestouren. Zehn Wanderungen davon wiederum verorten sich auf der Nordinsel, 16 auf der Südinsel und zwei auf Stewart Island.

Bevor wir uns die Tourenbeschreibungen näher ansehen, steht zuerst der allgemeine Teil an – den „Tipps für Wanderer“. Er war – und das ist mir wirklich sehr wichtig – absolut informativ, auf gewisse Art unterhaltsam und sehr gut zu lesen. Nichts ist schlimmer, als wenn sich diese Seiten ziehen wie zäher Kaugummi. Hier war das nie der Fall! Die Autoren haben Ahnung, von dem, was sie schreiben, sie greifen auf ihre eigenen Erfahrungswerte zurück und geben echte Tipps und Hinweise. Sie zu ignorieren, wäre schon grob fahrlässig. Ich fühlte mich nach den Ausführungen zu den Themen: Ausrüstung, Wo bekomme ich was?, Kleidung, Rucksack, kleine Helferlein, Camping-Ausrüstung, Verpflegung und Gesundheit jedenfalls schon einmal gut gewappnet für das Wandern in Neuseeland. Die weiteren Seiten zum Online-Buchungssystem, dem Schwierigkeitsgrad der Wanderungen, den Zeitangaben und weiteren praktischen Hinweisen machten das Rund-um-sorglos-Paket für mich perfekt. Immer wieder verwenden die Autoren übrigens englische Begriffe in ihren Texten. Diese sind stets kursiv geschrieben und finden sich mit einer kurzen Erklärung auch im Glossar wieder. Ich war erst etwas verwundet und tat mich ein bisschen schwer, aber dann hat mich diese Vorgehensweise doch für sich eingenommen. Es sind Begriffe, die einem auch direkt beim Wandern begegnen würden, und mit denen man umgehen können muss, ohne lange darüber nachzudenken. Es ist also als ein Teil der Vorbereitungen zu sehen.

Kommen wir nun zu den Tourenbeschreibungen. Zuerst: Wandern in Neuseeland ist anders als hier in Deutschland. Natürlich gibt es auch gut ausgebaute und markierte Wanderwege, aber oft ist das Wandern eine echte Herausforderung. So finde ich es nur gut, dass die Autoren den Touren Kartenausschnitte beigestellt haben, nach denen alleine man definitiv nicht laufen kann (außer es handelt sich um sehr, sehr kurze Touren). Sie dienen zur ersten Orientierung, für die Durchführung bedarf es genauerer Karten und am besten noch eines GPS-Gerätes. Der Beschreibung geht ein Einstimmungstext voraus und ein kurzer Infokasten, dem man Schwierigkeitsgrad, Dauer und Distanz entnehmen kann. Es folgt ein weiterer Infokasten, in denen sich die Themen Karte, Beste Zeit, Einkaufsmöglichkeiten, Übernachtung (sehr ausführlich, top!) und Anlaufstelle für weitere Informationen, Anfahrt und Hütten wiederfinden. Alle Infos sind sehr sorgfältig zusammengetragen und ließen bei mir keine Wünsche offen. Die Beschreibungen selbst waren sehr gut geschrieben und ich denke, sie werden einen bei der Orientierung eine gute Basis sein. Es wird einem aber definitiv nicht die ganze Arbeit abgenommen, wie man das vielleicht aus anderen Wanderführern kennt. Ich finde, die Beschreibungen vermitteln einen vor allem einen guten Eindruck von der Wanderung; dienen als Entscheidungshilfe. Ich fand es klasse, wie die Autoren immer wieder den Leser direkt ansprechen, ihn auf Dinge am Wegesrand, Gefahren, Besonderheiten etc. hinweisen. Übrigens finden sich zu jeder Tour zumeist mehrere Bilder, über den ganzen Reiseführer hinweg kann man so direkt in die einzigartige Schönheit Neuseelands eintauchen.

Eine gesonderte Stellung im Buch nimmt noch einmal der Te Araroa ein. Es finden sich Allgemeine Informationen (Entstehung und Eigenschaften des Weges, Ausrüstung (relativ ausführlich), Karten, Hüttenpass, Visum, Richtung, Sicherheit, Hütten, Literatur und Sonstiges) sowie eine grobe – aber sehr gut zu lesende – Wegbeschreibung, einmal für die Nord- und einmal für die Südinsel. Dabei sind die Inseln nochmals in einzelne Abschnitte eingeteilt. So ist es möglich, sich – sollte man keine Zeit/Lust für den ganzen Weg haben – mithilfe dieses Reiseführers nur für einzelne Abschnitte zu entscheiden. Danach kann man sich auf die Suche nach weiteren und detaillierten Infos machen, bevor es dann endlich und wirklich losgeht.

Insgesamt konnte mich der Reiseführer „Wandern in Neuseeland. Die schönsten Tracks und Wanderwege“ überzeugen. Natürlich gibt es hier und da noch Luft nach oben, aber als Reisevorbereitung und erste Informationsquelle ist das Buch mit seinen sorgsam ausgewählten Touren absolut und uneingeschränkt zu empfehlen.

Christiane Fischer

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