Klettersteigführer von Rother

Neben zahlreichen Wanderführern hat der Rother Bergverlag auch Klettersteigführer im Programm, so etwa jenen, der insgesamt 92 Klettersteige in Bayern, Vorarlberg, Tirol und Salzburg dem ambitionierten Sportler präsentiert. Es handelt sich dabei um ein gewachsenes Büchlein, das mittlerweile in der 11. Auflage vorliegt, von Paul Werner 1974 begonnen wurde und seit 2012 von Thomas Huttenlocher fortgeführt wird. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis macht deutlich: Hier wird etwas geboten!

Unterteilt nach Gebieten, was ich positiv hervorheben möchte, sind die jeweiligen (Kletter-)steige aufgeführt. Zu finden sind leichte, mittlere und schwere Touren, wobei es sich bei Ersteren vor allem um gesicherte Steige oder eben sehr einfache Klettersteige handelt, die vor allem für Anfänger geeignet sind. Fortgeschrittene und Versierte kommen ebenso auf ihre Kosten, ganz egal, in welchem der Gebiete, sie unterwegs sind. Natürlich fehlt auch die Übersichtskarte, hier über vier Seiten, nicht. Es wurde sich dabei m.E. für eine etwas weniger detailreiche Karte als sonst üblich entschieden. Absoluter Pluspunkt! So ist die Orientierung deutlich schneller möglich und auch die einzelnen Tourstandorte lassen sich besser finden. Der allgemeine Teil ist sehr kurz, was mich schon etwas verwundert hat. Zuvorderst finden sich einige Ausführungen zur Schwierigkeitsbewertung von Klettersteigen. Es wird dabei nicht auf die sonst allgemeinübliche Bewertung nach Kurt Schall (z. B.: B/C) eingegangen, sondern jene genutzt, die der Autor Paul Werner selbst geschaffen hat. Mir war bis dato diese Schwierigkeitsskala (KS1 – abgesicherter trassierter Steig oder sehr einfacher Klettersteig, bis KS6 – äußerst schwieriger Klettersteig oder extremer Sportklettersteig) vollkommen unbekannt und ich muss sagen, dass ich die Entscheidung, eine eher unbekannte Skala in diesem Klettersteigführer zu verwenden, eher wenig nachvollziehen kann. Um den Vergleich mit der eher bekannteren Schall-Skala zu ermöglichen, findet sich auf der nächsten Seite ein Vergleich der Skalen, wobei noch ein weitere, jene nach Eugen Hüsler (K1 – leicht, bis K6 – extrem schwierig), aufgeführt ist. In den Kurzinfos finden sich immer alle drei Angaben, was ich nun wirklich übertrieben finde, zumindest die Letztere hätte man getrost weglassen können.

Die Skala von Paul Werner wird ergänzt durch eine zweite, die nicht die klettersteigtechnischen Anforderungen im Fokus hat, sondern die alpinen Rahmenbedingungen, in denen sich der Klettersteig wiederfindet. Die Skala reicht von 0 – im Tal oder talnah bis zu E – hochalpine Bergtour mit Klettereien vom I bis III. Grad. Beide Skalen zusammen lassen für den Leser einen guten Rückschluss auf die Charakteristik der angestrebten Tour zu. Natürlich werden diese auch nochmals – sozusagen für den schnellen Überblick – in die bei Rother bekannten Farben – blau, rot und schwarz – eingeordnet.

Schön finde ich, dass man sich für eine Auflistung der zehn Top-Klettersteige, die sich im vorgestellten Gebiet finden, entschieden hat. Es handelt sich dabei vor allem um anspruchsvollere Touren in – geht man nach den Beschreibungen – atemberaubendem Gelände. Sie sind daher für Anfänger, bis auf einen, schlichtweg nicht geeignet. Schade finde ich, dass man in dieser Liste überhaupt keinen Hinweis auf die wirkliche Schwierigkeit (KS1 – KS6) findet.

Es folgen zwei Doppelseiten zum Thema Sicherheit am Klettersteig, wobei kurz auf die Punkte Selbstsicherheit, Wetter, Allgemeine Ausrüstung, spezielle Klettersteigausrüstung und die wichtigsten Sicherheitstipps von Pit Schubert, einem langjährigem Sicherheitsexperten des Deutschen Alpenvereins, der jedoch bereits im Jahr 2000 in den Ruhestand eingetreten ist. Natürlich ist Schubert auf seinem Gebiet sicherlich ein Experte sondergleichen, vielleicht sollte man aber doch auch jüngeres Sicherheitspersonal der entsprechenden Alpenvereinsabteilung zu Wort kommen lassen. Klettersteig-Sets sind seit Jahren genormt (was für mich bis auf einen Halbsatz schwer herauszulesen war) und werden nur noch in einer bestimmten Form verkauft, da es in den vorhergehenden Jahren schwere Unfälle mit den bis dahin üblichen Systemen gegeben hat. Darauf lohnt es sich doch kurz einzugehen.

Nach diesem sehr kurzen Allgemeinen Teil, in dem es so gar keine Ausführungen zum vorgestellten Gebiet gibt (wahrscheinlich zu groß …), folgt der Tourenteil. Ich habe ein Stückchen gebraucht, um zu merken, was daran eigentlich komisch ist. Es gibt wie gewohnt einen schönen Einleitungsteil, der die Charakteristik der Tour hervorhebt und schon einmal Lust machen soll. In den Kurzinfos finden sich recht viele Daten, u.a. zum Ausgangspunkt (wenn vorhanden mehrere Möglichkeiten), Gehzeiten, Anforderungen, eventuelle Aufstiegshilfen, gemeint sind Lifte, Höhenunterschiede, Stützpunkt und weitere Hinweise. Man kann nach dem Lesen der Hinweise meiner Meinung nach schon recht gut einschätzen, ob die Tour in die nähere Auswahl gelangt, oder man lieber die Finger davon lassen sollte. Ergänzt wird jede Tourenbeschreibung durch einen Kartenausschnitt, auf dem der Klettersteigpart gestrichelt hervorgehoben ist. Die Klettersteige sind somit stets in eine größere Tour eingebunden, was ich sehr ansprechende finde. Das Problem ist nur, dass man so nie (und das ist das, was ich mit komisch gemeint hatte), eine detaillierte Skizze (Topo) des Klettersteiges zur Hand hat, auf dem sich die einzelnen Abschnitte mit der jeweiligen Schwierigkeit und eventuelle Notausstiege finden. Das jedoch würde ich eigentlich von einem Klettersteigführer erwarten! So allerdings kommt man in die Situation, dass man sich stets aus dem Internet o.ä. noch weiteres Material zum Steig heraussuchen und mitführen muss. Die Beschreibungen sind je nach (Kletter-)Steig unterschiedlich aufgebaut. Manchmal finden sich klassisch einige Worte zum Aufstieg und Abstieg, manchmal ganz verschiedene Zustiegs- bzw. Abstiegsvarianten und manchmal eine komplette Tourenbeschreibung, in der der Steig zuzusagen einfließt. Ansonsten ist dem Klettersteig ein einzelner Abschnitt gewidmet, der meiner Meinung nach genug Aufschluss über das zu erwartende gibt und auch Hinweis auf Notausstiege enthält. Zur Vorbereitung also auf jeden Fall sehr dienlich, jedoch nur mit Topo wäre das Ganze perfekt gewesen. Auch konnte mich der Schreibstil der Autoren nicht richtig mitnehmen und so hatte ich allgemein meine Schwierigkeiten mit diesem Klettersteigführer.

Letztlich sehe ich ihn vor allem als guten Pool an Anregungen für Touren mit Klettersteig, für den man jedoch zwingend zusätzliches Informationsmaterial benötigt.

Christiane Fischer

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