Entdecke Mittelsachsen

In diesem Jahr, in dem alles so sehr anders ist, jede Reise ungewiss ist und bleibt, wird eines besonders wertvoll: unsere Heimat. Der Rother Bergverlag erschließt mit seinen Wanderführern immer mehr Gebiete, die direkt vor unserer Haustür liegen. Ganz druckfrisch: der Wanderführer Mittelsachsen, der uns auf 51 Touren vom Meißner Elbtal über die Gebiete um die Freiberger Mulde bis hin zum Lugau-Oelsnitzer Steinkohlerevier, unsere erweiterte Heimat wieder ein Stückchen näherbringt.

Der Autor Ingo Röger hat sich aufgemacht, um die Schätze der mittelsächsischen Natur und Kultur wiederzuentdecken und sie für den Wanderer erlebbar zu machen. Insgesamt sieben Gebiete deckt der Wanderführer ab: das Meißner Elbtal und die linkselbischen Täler, den Tharandter Wald und die Weißeritztäler, die Freiberger Mulde mit Bobritzsch und den Striegistäler, das Zschopau- und Flöhatal, das Chemnitztal sowie die Zwickauer Mulde und letztlich Stollberg mit dem Lugau-Oelsnitzer Steinkohlerevier. Die 51 Touren in den Schwierigkeiten leicht und mittel verteilen sich recht ausgeglichen auf die zu erwandernden Gebiete und auch als besonders lohnenswert gekennzeichnete Wanderungen finden sich allerorts außer im Chemnitztal.

Schade und für einen Rother Wanderführer sehr ungewöhnlich finde ich, dass zahlreiche der Touren nicht als Rund- sondern als Streckentouren ausgelegt sind. Natürlich hat Röger stets darauf geachtet, dass der Ausgangspunkt recht unkompliziert mit öffentlichen Verkehrsmittel wieder zu erreichen ist, ein wenig mehr Planung bedarf es aber doch, als bei einer schlichten Rundtour. Es ist sicherlich eine persönliche Präferenz, doch ich selbst ziehe bei Wanderungen Rundtouren stets Streckenwanderungen vor. Die zeitlichen Längen bewegen sich allesamt in einem angenehmen Bereich, so sind die meisten Touren in drei bis vier Stunden zu bewältigen, einige werden aber auch mit über fünf Stunden veranschlagt. Doch egal, wie lange man wandert, mit den Wegbeschreibungen von Röger und den kleinen abgedruckten Wanderkärtchen im Maßstab von 1:25.000, 1:50.000 oder 1:75.000 dürfte man kaum vom Weg abkommen. Röger hat in seinen Beschreibungen eine recht klare Sprache, zudem nutzt er zahlreiche optische Orientierungspunkte im Verlaufe der Wanderung, um den Wanderer stets den richtigen Weg zu weisen. Die großformatigen, allesamt sehr guten Bilder, vermitteln – gemeinsam mit den kurzen Einleitungstexten – stets einen guten ersten Eindruck von der Charakteristik der jeweiligen Tour. In den Kurzinfos liest man kurz und knapp alles wichtige zum Ausgangs- und event. Zielpunkt, zu den Anforderungen, ergänzenden Kartenmaterial und etwaigen Tipps (lohnenswerte Museen) und möglichen Streckenvarianten.

Jedem Wandergebiet ist eine Doppelseite vorangestellt, auf denen man einiges Wissenswerte und auch Geschichtliches erfahren kann. Da diese Informationen sozusagen ausgelagert worden sind, kommt der allgemeine Teil des Wanderführers recht schlank daher. Er enthält aber dennoch alles Wichtige zu folgenden Themenbereichen: Anforderungen. Gehzeiten, Gefahren, Ausrüstung, Wandern mit Kindern, Unterkünfte, Camping, Anreise sowie Verkehrsinfrastruktur. Es folgen einige Seiten direkt zur Region, mit Auflistung der verschiedenen Schutzgebiete, lohnenswerten Gipfelzielen und Aussichtspunkten und einigen Tipps fürs Weitwandern. Eine Übersicht über erwerbbare Wander- und Übersichtskarten fehlt ebenfalls nicht.

Der Allgemeine Teil der Wanderführer ist – für mich als Leser – immer wieder eine Art Überraschungskiste. Da gibt es jene Autoren, die mich sofort in ihren Bann ziehen, die Wandergegend unmittelbar erlebbar und Lust darauf machen, die vorgestellte Region endlich selbst zu erkunden. Dann gibt es die jene, die zahllose Seiten füllen und es leider so gar nicht schaffen, ein gewisses Flair zu erzeugen. Und dann gibt es noch jene, die sich auf die reine Weitergabe von wichtigen Informationen beschränken – so wie es hier geschehen ist. Das ist okay, aber man wünscht sich doch, wenigstens ein bisschen mehr Begeisterung spüren zu können.

Fazit: Ingo Röger hat einen soliden Wanderführer vorgelegt, der wieder einmal mehr einlädt, die wunderschöne Gegend rund um unsere Heimat intensiver kennenzulernen. Die Stärke des Wanderführers sind seine sehr guten Wegbeschreibungen und die gleichmäßige Verteilung der ausgewählten Touren auf das gesamte Gebiet des Wanderführers. Seine Schwächen bleiben der recht karge allgemeine Teil und die zahlreichen Streckenwanderungen.

Christiane Fischer

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