England Süd – ein Wanderführer von Sabine Gilcher

Wer an die Landschaft Englands denkt, der sieht vor seinem inneren Auge sanft geschwungene Hügellandschaften, kleine Wälder und natürlich auch die markante Steilküste bei Dover. England, das steht außer Zweifel, hat dem Wanderer viel zu bieten. Doch was möchte man per pedes erkunden? Für welche Tour die kostbare Urlaubszeit verwenden? Sabine Gilcher gibt mit ihrem Wanderführer „England Süd“ einige Vorschläge.

56 Touren zwischen London, Dover, Jurassic Coast und Exmoor hält das kleine Büchlein im praktischem Format bereit. Die Wanderungen sind dabei gut über den Süden Englands verteilt, allein in den Gebieten Cornwall und Exeter finden sich keine bzw. nur eine sehr geringe Anzahl an Touren. Einen Überblick über den Standort der Wanderungen vermittelt die Karte auf der Umschlagsrückseite. Die Touren sind dabei nummeriert und ihre entsprechende Farbe (blau, rot oder schwarz) informiert zugleich über den Schwierigkeitsgrad. Überwiegend finden sich Wanderungen der mittleren Schwierigkeit, einige leichte und eine schwere Tour. Auch im Inneren des Büchleins findet sich eine entsprechende Übersichtskarte. Diese ist jedoch durch ihre Straßendetailtreue – vor allem im Umfeld Londons – weniger zu empfehlen. Das Inhaltsverzeichnis dient zugleich als Tourenverzeichnis, in dem auch die etwaige Dauer der Wanderungen notiert ist.

Auf den folgenden Seiten gibt die Autorin allgemeine Hinweise. Sehr gut sind dabei ihre Ausführungen zu den Themen Wegerechte und Wege. Die Erläuterungen dazu sind von äußerster Wichtigkeit, denn die Beschaffenheit und Ausschilderung der Wanderwege ist mit unseren nicht zu vergleichen. Denn: „Bei Wegweisern herrscht meist englisches Understatement; niemand soll nämlich durch übermäßige Beschilderung um das Vergnügen gebracht werden, den Weg selbst zu finden (das ist keineswegs ironisch gemeint).“ Wer schon einmal in England war, wird dies bestätigen können. Auch hervorzuheben sind Gilchers Hinweise zu den Gefahren, die dem Wanderer unter Umständen drohen können. So etwa zum Tidenhub, der Gefahr von Erdrutschen und Felsstürzen an der Steilküste und Nebel, der vor allem in nahezu unbewohnten Landstrichen in England zur tückischen Falle werden kann. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist es, ergänzend zum Wanderführer eine Wanderkarte und GPS bzw. Kompass dabei zu haben. Für GPS-Geräte stellt Rother zudem die GPS-Tracks der Wanderungen zur Verfügung. Die Autorin gibt in diesem allgemeinen Teil auch einen Überblick über die Top-Touren im Süden Englands und stellt in einer übersichtlichen Tabelle die besonderen Tourenmerkmale und Sehenswürdigkeiten heraus. So wird etwa ersichtlich, ob die Wanderung auch für Kinder geeignet ist oder ob Anschluss an die öffentlichen Verkehrsmittel besteht.

Es folgen recht umfassende Informationen zu Natur und Landschaft. Für die Urlaubsvorbereitung dürften dabei die Klimatabellen vier ausgewählter Städte von Bedeutung sein, an denen sich die monatlichen Durchschnittsdaten von Temperatur, Niederschlag und Regentagen ablesen lassen. Als Letztes vor den eigentlichen Tourenbeschreibungen findet sich ein Kapitel zu Informationen und Adressen. Auf diesen Seiten finden sich ein neben einem guten Überblick über die Weitwanderwege Englands, Hinweisen zu Unterkunft und öffentlichem Nahverkehr und der Anreise mit dem eigenen Auto nahezu endlose Listen zu lohnenden Zielen.

Ab Seite 44 beginnen die Tourenbeschreibungen, die durchsetzt sind mit zahlreichen Bildern. Die Überschriftenzeile enthält alle wichtigen Hauptinformationen und ein kurzer Text stimmt auf die gewählte Etappe ein. Es folgen – gemäß dem Standard der Rother Wanderführer – Informationen zu Ausgangspunkt, Endpunkt, Höhenunterschied, Anforderungen, Varianten, Einkehr und Karte. Die Beschreibung des Wegverlaufs ist sachdienlich und mit der Unterstützung von GPS und Karte dürfte ihr recht gut zu folgen sein. Gilcher verwendet in ihren Beschreibungen keine Zeit-, sondern Entfernungsangaben. Dienlich für die Orientierung ist auch die kleine Karte, auf der die Wanderung eingezeichnet ist, und auf der wiederum wichtige Wegpunkte markiert sind. Inwieweit diese Wegpunkte für den Wanderer in der Realität erkennbar sind (von Städten über Denkmäler bis hin zu vermutlichen Landschaftsmerkmalen), bleibt abzuwarten. Die Karten haben einen Maßstab von 1:25.000 bis hin zu 1:100.000. Natürlich fehlt auch das kleine Höhenprofil für jede Wanderung nicht.

Als Fazit lässt sich sagen, dass der Wanderführer England Süd von Sabine Gilcher alle wichtigen Informationen bereithält. Sprachlich sind keine Besonderheiten – weder im positiven noch im negativen Sinne – hervorzuheben. So bleibt er nüchtern und rein informativ. Spaß macht das reine Lesen des Wanderführers nicht, als Vorbereitung und ergänzende Lektüre für den Urlaub erfüllt er seine Aufgabe jedoch in ausreichendem Maße. Um auch zukünftig eine vernünftige Bewertung verschiedenster Wanderführer zu gewährleisten, erhält England Süd drei solide Sterne.

Christiane Fischer

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