England Nord - ein Wanderführer von Sabine Gilcher

Mittlerweile zwei Reisen führten mich in den Norden Englands – familienbedingt. Die Landschaft dort, die im starken Kontrast zu der unseren steht, wurde für mich schnell zum Sehnsuchtsort. Und schon heute kann ich es kaum erwarten, wieder aufzubrechen und in Gegenden einzutauchen, die so faszinierend und erholsam sind, zugleich aber auch ein gewisses Abenteuerflair versprühen. Mit ins Gepäck gehört dann auf jeden Fall auch der Rother Wanderführer „England Nord“ von Sabine Gilcher.

2014 erschienen lädt er auf 60 Touren ein, den Norden Englands von Liverpool über Middlesbrough bis hin zu Newcastle zu erkunden und die Yorkshire Dales, den North Yoork Moors Nationalpark und in besonders vielen Touren den Lake District auf Wanderungen zu durchstreifen. Die Schwierigkeit, die überwiegt, sind rote (mittlere) Touren. Was wohl vor allem darin begründet liegt, dass man für Wanderungen in England nahezu immer ein größeres Orientierungsvermögen benötigt als wir es hier auf dem europäischen Festland gewohnt sind. Aber es gibt natürlich auch 16 leichte und sechs schwere Touren, womit für jeden Wanderer etwas dabei sein dürfte. Besonders gefällt mir die Bandbreite, die Gilcher in ihrem Wanderführer präsentiert: Berge, Flüsse, weite Ebenen, Strände, Seen, landschafts- und städtebauliche Kultur, mal ist man unterwegs auf wandertouristischen Hauptwegen und mal auf Pfaden, die Abgeschiedenheit und Stille versprechen. Mit den sehr ausdrucksstarken Bildern, die sich zu jeder Tour finden, kann man sich nicht nur einen guten ersten Eindruck verschaffen, sondern wird auch gleich wieder erfasst von der Sehnsucht nach dieser für mich so einzigartigen Landschaft.
Etwas schade finde ich es, dass die Touren im Inhaltsverzeichnis nicht nach Gebieten gegliedert wurden. Sicherlich ist eine genaue Einordnung nicht immer möglich, eine gute Orientierung wäre es aber dennoch gewesen. Mit der größeren Übersichtskarte im Buch kann man sich jedoch ganz gut behelfen. Leider fällt einem an dieser Stelle nur die von Rother stets gewählte sehr detaillierte Karte – vor allem was Straßen und Städte anbelangt – ein wenig auf die Füße. So muss man um die Gegend von Manchester herum schon genau hinschauen, wo sich im Wirrwarr von zahlreichen Städten und unzähligen Straßen Touren befinden. Die Wahl einer reduzierteren Karte (wie sie auf der Rückseite verwendet wird), wäre mehr als empfehlenswert gewesen.

 Der allgemeine Teil des vorliegenden Wanderführers ist relativ lang. Positiv hervorzuheben sind vor allem die Ausführungen zu den verschiedenen Wegerechten und Wegen im Allgemeinen sowie der Hinweis, dass im Wandergebiet stets Karte, Kompass und GPS mitgeführt werden sollten. Wer schon einmal selbst in England wandern war, der weiß, wie schnell man ohne diese Hilfsmittel aufgeschmissen ist. Im wieder schön finde ich es, wenn sich eine Auflistung der Top-Touren findet, so auch hier. Bei der Auswahl wurde darauf geachtet, dass verschiedene Schwierigkeiten, Weglängen, Gebiete und Landschaften zum Tragen kommen. Schade, dass nicht gleich die Schwierigkeit mit aufgeführt ist, da sie für mich doch mitunter ein wichtiges Auswahlkriterium darstellt.

Im allgemeinen Teil schließt sich nach den Hinweisen für den Wanderer ein Kapitel zu Natur und Landschaft im Norden Englands an. Das Gelesene ist durchaus interessant, mitunter jedoch durchsetzt von Fachbegriffen, die der Laie kaum auf Anhieb verstehen dürfte. Generell muss man schon ein sehr feines Gespür haben, um die Begeisterung von Sabine Gilcher für England in ihren Worten spüren zu können. Sie ist da – keine Frage – aber mitunter hat man doch ein wenig das Gefühl eines unterkühlten Verhältnisses. Vielleicht klassisches englisches Understatement?
Positiv anzumerken sind im Übrigen die abgedruckten Klimatabellen, die für die Urlaubsplanung nicht unerheblich sein dürften und das sehr ausführliche Kapitel zu den Themen Informationen und Adressen. Hier finden sich einige Hinweise zu verschiedenen Unterkunftsarten und zahlreiche Anregungen für lohende Ziele (abseits der Wanderwege) in den Städten und Kulturlandschaften im Norden Englands.

Nun noch einige kurze Worte zu den Tourenbeschreibungen selbst. Da der Aufbau in jedem Rother Wanderführer immer gleich ist, sollen hier bekannte Dinge nicht noch einmal wiederholt werden. Die Kurzinfos enthalten für mich – vor allem in Verbindung mit den Piktogrammen in der Titelleiste – alle notwendigen Informationen. Auch schreibt die Autorin stets, welche Wanderkarte für die gewählte Tour die richtige ist und macht auf eventuelle Varianten aufmerksam. Die Wegbeschreibungen sind schmucklos, präzise und bedienen sich für die Orientierung häufig der Himmelsrichtung (Kompass!). Ich hatte zumindest beim Lesen das Gefühl, mich mit einer solchen Beschreibung auch auf eine schwarze Tour wagen zu können, bei der an die Orientierung durchaus große Anforderungen gestellt werden und die ich mir nur mit Wanderkarte ausgerüstet nicht zutrauen würde. Somit erfüllen die Wegbeschreibungen absolut ihren Zweck und werden dabei wie immer von kleinen Zeit-Höhenprofilen und Wanderkärtchen (klare Darstellung), in denen spezielle Wegpunkte, die im Text fett hervorgehoben sind, markiert sind.

Mit dem Wanderführer England Nord von Sabine Gilcher steht somit einem entspannten Wanderurlaub in Großbritannien nichts mehr im Wege!

Christiane Fischer

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