Bergtour aufs Große Wiesbachhorn

Die Saison neigt sich langsam dem Ende zu und wir waren noch immer nicht richtig in den Bergen! Eine Zufallsentdeckung in einem älteren Panorama-Bericht führte zum kurzen Entschluss, das Große Wiesbachhorn (3564 m) soll es sein. Vom Mittwochabend bis Freitag war bereits alles geklärt. Wetterbericht passt, Schlafplätze im H.-Schwaiger-Haus sind zugesagt und Jürgen hat eher Arbeitsschluss - also wird er mich in Richtung Süden aufsammeln.

Wir fahren ins Kapruner Tal bis zum Alpenhaus Kesselfall, übernachten im Auto unterm Sternenhimmel auf dem obersten Parkdeck des kostenfreien Parkhauses und fahren am Samstagmorgen mit dem ersten Bus um 08:10 Uhr in 35 Minuten zum Teil durch enge Tunnel zur Mauerkrone des Stausees Mooserboden auf 2040 m. (06.30 Uhr fährt schon ein Bergsteigerbus, der uns aber einfach zu früh war.) Von dort beginnt der Aufstieg zum Heinrich-Schwaiger-Haus (2802m) über einen stellenweise seilversicherten Weg, der einem bei Regen oder Schnee schon einiges abverlangen kann. Mittags an der Hütte angekommen melden wir uns zur Übernachtung an, schlürfen einen Radler und ne Kaespressknödelsuppe (auf der Rechnung „KPKS“) und beginnen dann den Aufstieg zum Gipfel. Natürlich sind zu dieser Tageszeit schon einige Bergsteiger auf dem Gipfel gewesen und nun auf dem Rückweg, weshalb wir an der kurz nach der Hütte befindlichen, mit Stahlseil versicherten Kletterstelle (circa 20m) etwas im Wartestau stehen. Danach steil bergan bis zu einer zweiten kurzen seilversicherten Kletterstelle und man steht am Kaindl-Grat, dem man nun bis zum Gipfel mit teilweise steilen Passagen folgt.

Ende August war der Grat eis- und schneefrei und so hatten wir Steigeisen und Pickel nur als Trainingsgepäck bis zum Schwaiger-Haus mitgeschleppt. Gegen 14:30 Uhr stehen wir zusammen mit zwei weiteren Bergsteigern auf dem Gipfel und genießen das Bergpanorama. Leider versteckte sich der Großglockner die ganze Zeit in den Wolken. Beim Abstieg sollte man derweil gut darauf achten, dass man den Grat (spärliche rote Markierung) nicht verlässt, da es sonst kribbelich werden kann.

Am Abend gibt es in der Hütte leckeres Essen und gemütliches Quatschen, aber die Nacht lehrt uns dann, dass die Hüttenkultur heute nicht mehr den alten Vorstellungen und Regeln entspricht. Keine Rücksichtnahme im Nachtlager: Poltern, Licht anschalten, lautes Reden in der Nachtruhezeit, Türenplautzen, Decken werden bei Abreise nicht zusammengelegt …

Nach einem guten Frühstück steigen wir zum Stausee Mooserboden ab, begehen noch einen von drei Klettersteigen an der Höhenburg („Mooser Mandl“, 110 m, C) und fahren dann mit Bus und Lärchenwand-Schrägaufzug zum Alpenhaus Kesselfall hinunter und damit zum Auto zurück. Der Schrägaufzug ist übrigens der größte offene Schrägaufzug in ganz Europa! Seine Spurweite beträgt 8,2 m, und er befördert bis zu 185 Personen in etwa 5 Minuten über 431 Höhenmeter auf- und abwärts zwischen zwei Busstationen auf dem Weg zwischen Alpenhaus Kesselfall und Mooserboden.

Die Heimfahrt am Sonntagnachmittag verläuft wie immer nicht ohne Überraschung, aber immerhin kann ich um 21 Uhr zu Hause mit dem Auspacken meines Rucksacks beginnen.

Peter Goller & Jürgen Lorenz

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