Sonne in Abwesenheit gewendet

Der gesellige Vogtländer feiert gern. Gern feiert er im Juni. Und draußen zu feiern – da lässt er nix drüber kommen – macht er besonders gern. Jetzt hat aber der Juni die dumme Eigenart, nicht nur aus Wochenenden zu bestehen, sondern auch noch aus einer statistisch-stattlichen Anzahl von Wochentagen, die alle schon allein deshalb mit schönem Wetter belegt sind, weil der gemeine Vogtländer da ja arbeiten muss. Also kann nicht jedes Wochenende toll sein, weil dann der Juni nur noch aus lauter Sonne bestehen würde und die Bauern Trockenmilch melken und das tut der Kuh weh. Folglich muss ein manches Fäschtle verwässert werden, wenn es draußen sein soll. Natürlich sind wir zufrieden, dass uns Petrus zum sektionsoffenen Klettergruppenfest lieb hatte. Wir hätten uns aber mindestens genauso darüber gefreut, die Sommersonne zu wenden, wenn sie da auch dabei gewesen wäre.

Ein paarmal hat Klara schon geguckt, was die Jungs da unten am Hirschenstein so treiben, aber so interessant fand sie es dann doch nicht. Eine kleine Gruppe Wagemutiger hatte sich rausgewagt und schon am Vormittag angefangen, den Prognosen zu widersprechen. Ich glaube, Schumi hat die meisten Routen abgespult - auf 8 ¾ kam er, dann kam er in der Gegenstromanlage nimmer vorwärts. Bis dahin waren es nur kleine Huschen, später kam es dafür ganz dick. Es könnte gegen halb vier gewesen sein, als wir schnell abbauen und den Rückweg im Regen antreten mussten. Und was hätte das für ein Tag sein sollen, wie viele Routen hätten wir schaffen können! Zum besten Werbefelsen für Klingenthal ist er geworden, der Hirschenstein. Und wir wollten ihn doch endlich einmal der Öffentlichkeit vorstellen… Der letzte Bohrhaken drin, das letzte Loch wieder zu – wir haben fertig! Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Während Konrad, Manfred und Wolfgang schon längst zu ihren nachmittäglichen Verpflichtungen eilten, Schumi seine Johanna und die Feuerschale holte, rückten Andi, die Mockers, Wahls und Wellers im Waldhotel ein, um sich mit Kaffee und Kuchen für den bevorstehenden Abend zu motivieren. Erfreulich waren die Aussichten ja nicht gerade.

Nachdem uns der Poppenstein und der traditionsreiche Steinbruch daneben schmählich verraten hatten, brauchten wir dringend einen Ersatz. Bianca sprang auf dankenswerte Weise mit dem Thierteich in Tannenbergsthal in die Bresche und holte auch gleich noch den Segen des Försters ein. Gottseidank gibt es dort eine überdachte Hütte und eine Feuerstelle mit Abzug im Dach. Den Wind sperrte Ritchie kurzerhand aus, so dass es sogar durchaus gemütlich werden konnte. Auf 21 Leute wuchs die Truppe mit der Zeit an. Flaschen klimperten, Würste platzten, ließen kleine Fontänen steigen. Übliche und unübliche Geschichten kreisten genauso wie der Rauch des Feuers und ließen die Augen mitunter genauso tränen, während draußen der Regen nicht aufhörte, uns vergrummeln zu wollen. Seine kleinen Atempausen nutzten die Kinder immer sofort, um ein bisschen draußen zu toben und auch unsere erwachsenen Mienen blieben launig.

Ich denke, Bianca und ihre Familie haben ein Abo unterschrieben. Für ihre jährliche Anmeldung beim Förster erhalten sie zum Selbstkostenpreis die kürzeste Anreise zur Sonnwendfeier. Ach ja, da war ja noch was:

Bob Dylan hat seinen Nobelpreis trotz Abwesenheit gekriegt, ein irakischer Vizepräsident wurde in Abwesenheit sogar zum Tode verurteilt – da ist es doch eine Kleinigkeit, die Sommersonne in Tannenbergsthal in Abwesenheit zu wenden! Hat jemand schon Weihnachtsgeschenke…?

Frank Weller

Sommersonnenwend-Klettern am Hirschenstein

Das diesjährige Sommersonnenwende-Klettern fand erstmalig am Hirschenstein statt. Dieser Fels steht in Klingenthal, in der Nähe des ehemaligen Anlaufturmes der alten Aschbergschanze. Ich selbst hatte noch niemals an ihm geklettert und so war ich im Vorfeld besonders gespannt auf den neuen Fels. Doch wie so oft kommt es im Leben anders!

Nach einem halben Jahr war Franzi mal wieder zu Besuch bei uns. Und auch die Wetterprognosen waren nicht gerade rosig. Wie vorhergesagt gab es um 14 Uhr einen kräftigen Gewitterguss in und um Falkenstein. Zum Glück kam der Regen in Klingenthal erst viel später und so konnten dort etliche neue Wege geklettert werden. Für die abendliche Runde am Lagerfeuer fanden wir eine neue Location am Thierteich in Tannenbergsthal. Hierfür nochmals einen herzlichen Dank an Bianca für die Idee und die Organisation. Trotz verregnetem Abend saßen wir lange und gemütlich am Lagerfeuer. Das Tarp von Richi schützte uns sehr. Alle waren sich einig, dass es eine Wiederholung im nächsten Jahr geben wird.

Jens Bartsch

Fotos: Frank Weller, Jens Bartsch und Wolfgang Roth

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