Monika Trautner ermittelt wieder

Oliver liebt die Berge und am liebsten würde er jede freie Minute beim Klettern verbringen. Doch das Leben hat andere Pläne mit ihm: eher überraschend wird er zum Geschäftsführer der Firma Outdoorfun ernannt. Seine bildschöne Freundin Nicole will dieses Ereignis natürlich groß feiern: in einem Wochenendhaus oberhalb des Tegernsees. Es wird eine ausgelassene Party, die Oliver jedoch nicht überleben wird. Am nächsten Morgen findet man seine Leiche im Schuppen. Doch wer ist der Mörder? Die Polizei tappt bei ihren Ermittlungen im Dunkeln und so engagiert Olivers Mutter Monika Trautner als Privatdetektiv. Die rüstige, kletteraffine Rentnerin wird von dem Fall sofort in Atem gehalten. Doch sollte sie vorsichtig sein, mancher sieht ihre Nachforschungen nur ungern …

Irmgard Braun hat mit „Verraten“ nun den zweiten Fall um die selbst ernannte Privatdetektivin Monika Trautner vorgelegt. Der Umfang der Lektüre orientiert sich mit seinen etwa 230 Seiten an ihren bisher veröffentlichten Rother Bergkrimis. Leider konnte mich Braun nicht überzeugen. Folgekrimis leben nicht nur von dem jeweiligen Fall, sondern vor allem von den Ermittlern und die sie umgebenden Randfiguren sowie ihrer Lebensgeschichte, die sich neben dem eigentlichen Krimi abspielt und entwickelt. Braun legt darauf nur sehr gering Wert und so erfährt man leidlich wenig darüber, was Trautner (die im Buch konsequent Moni genannt wird) neben ihrer Ermittlungsarbeit bewegt. Natürlich ist da ihre Liebe zum Klettern und die seltsame Anziehungskraft zu ihrem Nachbarn Martl, aber doch bleibt alles oberflächlich und wenig tief greifend. Unter diesem Problem leidet die Handlung insgesamt, Trautner hetzt von einer Befragung zur nächsten, dazwischen ein paar Klettertouren mit Verdächtigen und kurze Gespräche mit ihrem Enkel Liam, der sie bei der Ermittlungsarbeit unterstützt. Meist greift Braun auf Dialoge zurück, eine atmosphärische Beschreibung sucht man häufig vergebens. Das Buch lässt sich gut weglesen, aber Spannung sollte man wirklich nicht im Übermaß erwarten. Die Verdächtigen bedienen alle eine Art von Klischee: da ist die hübsche Freundin, der neidische Geschäftspartner, die „hässliche“ Kletterpartnerin, die heimlich in das Mordopfer verliebt ist, der mit Schulden belastete Onkel und natürlich der vorbestrafte Kumpel. Diese Personen haben kein wirkliches Profil, sind vielmehr austauschbare Abziehbilder. Was mich weiterhin gestört hat, sind ganz offensichtliche Fehler. So fragt sich Trautner beispielsweise, ob Nicole Oliver aus Eifersucht umgebracht hat, weil dieser Sex mit Dora hatte. Dabei weicht besagte Dora Trautners Frage nach Intimitäten mit Oliver aus! Trautner weiß also überhaupt nicht, ob Dora mit Oliver geschlafen hat! Auch entzieht es sich mir völlig, warum die Autorin unbedingt das Klingelgeräusch von Trautners Haustür versprachlichen musste: Dudelidudeli. Dudeli … Atmosphäre schafft man nun wirklich anders.

Hätte sich Braun mehr Seiten gegönnt, so wäre es möglich gewesen, einen zumindest soliden und spannenden Krimi aus der zugrunde liegenden Idee zu machen. So aber bleibe ich als Leser enttäuscht zurück und frage mich, ob Braun vielleicht mit ihrem nächsten Krimi ihrer Leserschaft beweisen kann, dass sie ihr Handwerkszeug doch eigentlich versteht.

Christiane Fischer

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