Lechweg - ein Wanderführer von Jürgen Plogmann

Fernwanderungen üben auf mich gerade eine ungeheure Faszination aus. Vielleicht, weil sie für mich – zumindest in der nächsten Zeit – nicht machbar sind und ich erst warten muss, bis mein kleiner Sohn größer ist. Bis dahin begebe ich mich einfach auf Gedankenwanderung – mein aktuelles Ziel: der Lechweg. Jürgen Plogmann hat hierzu den passenden Rother Wanderführer geschrieben und neben dem Weg auch die Lechschleifen in sein Buch aufgenommen. Aber der Reihe nach.

Das Schöne am Lechweg, der an der Lechquelle in Lech startet, und bis nach Füssen im Allgäu führt, ist, dass er für berufstätige eine angenehme Länge hat: 125 Kilometer in insgesamt acht Etappen gilt es zurückzulegen. Hinzu kommen zehn optionale Lechschleifen, die entweder als eigenständige Wanderungen oder zum Teil auch als Alternative zum Wegverlauf des Lechweges begangen werden können. Die Gehzeit liegt stets zwischen drei und fünf Stunden, nur die vierte Etappe fordert mit guten sechs Stunden etwas mehr Kondition. Absolut hervorheben möchte ich die sehr guten Fotografien im Wanderführer. Die Bilder sind passend belichtet und von der Motivwahl in den meisten Fällen absolut perfekt. So bekommt man einen guten Einblick in die Landschaft entlang des Lechweges. Begeistert war ich auch von der Übersichtskarte, die sich in einem ausreichend großen Format auf einer Doppelseite präsentiert. Eine erste Orientierung war problemlos möglich.

Es folgt wie gewohnt der Einführungsteil mit allerlei Hinweisen. Hier wie auch schon im Vorwort wird das Manko des Wanderführers deutlich: die Schreibweise des Autors. Plogmann hegt eine Neigung zu langen informationsreichen Sätzen, die auch sprachlich mitunter schwer daherkommen. Seine Wortwahl ist zwar (noch) nicht veraltet, für einen Wanderführer aber stellenweise auffällig. Ein leichtes Eintauchen in den Lechweg blieb mir so leider verwehrt. Absolutes Unverständnis erfasste mich dann, als ich den Abschnitt „Wanderkleidung und Ausrüstung“ las, Plogmann schreibt tatsächlich: „Angenehm kann ein Regen-/Sonnenschirm sein.“ Wer bei einer Mehrtageswanderung, bei der man das eigene Gepäck vollständig selbst trägt (außer man bucht einen Shuttleservice), noch Kapazitäten haben soll, um einen Regenschirm einzupacken, erschließt sich mir wirklich nicht. Eigentlich müsste doch bekannt sein, dass Wanderer, die einen Schirm dabeihaben anstatt geeigneter Regenkleidung bzw. Sonnenschutz auf den Wanderwegen vor allem belacht werden. Ansonsten sind seine Hinweise mit Bedacht ausgewählt und für die Vorbereitung wirklich wertvoll, so etwa die sehr umfassende Auflistung von Wanderkarten, welche für das Gebiet in Frage kommen, und eine weiterführende Literaturauswahl. Gut war auch die Idee, die Höhepunkte am Lechweg und den Lechschleifen dem Leser zu präsentieren, wobei sich darunter drei optionale Ausflüge finden. Konsequent wäre es meiner Meinung nach gewesen, diese auch in der Übersichtskarte zu markieren.

Die Stärke des Autors entdeckt man dann wiederum auf jenen Seiten, die über den Lech, die Geologie sowie die Flora und Fauna des Lechtals informieren und die einen kurzen Ausflug in die Besiedlungsgeschichte des Wandergebietes ermöglichen: seine Fähigkeit, die wichtigsten Sachverhalte und Hintergründe herauszufiltern und dem Leser entsprechend zu präsentieren. So hielten auch die Infokästen, die sich in den Wegbeschreibungen zu Ortschaften finden, stets lesenswerte historische Hintergründe oder aktuell Wichtiges, wie etwa eine ein besonderes Museum, Gasthaus oder Freibad, bereit.

Nun noch einige Worte zu den Tourenbeschreibungen. Plogmann hat sich entschieden, die Lechschleifen zwischen die einzelnen Etappen des Lechweges einzufügen. Eine durchaus sinnvolle Entscheidung, vor allem da sich manche Schleife auch als Alternative zum Weg anbietet. Die einzelnen Touren enthalten neben einer knappen Einführung natürlich die bekannten Kurzinformationen zu den Punkten Ausgangspunkt, Höhenunterschied, Anforderungen, Einkehr (mit Angabe von Ruhetag und Öffnungszeiten, z.T. mit Telefonnummer), Unterkunft und eventuell noch einem Tipp. Wie bereits angedeutet, hemmt vor allem in den Wegbeschreibungen die Schreibweise Plogmanns die Lesbarkeit. Ich hatte jedoch den Eindruck, dass es im hinteren Teil des Wanderführers etwas besser wird. Es muss wohl jeder selbst für sich entscheiden, ob er mit Plogmanns Schreibstil zurechtkommt oder eher nicht. Unzweifelhaft dürfte aber trotz allem eine Orientierung entlang des Lechweges problemlos möglich sein. Die kleinen Wanderkärtchen sind im Format 1:50.000 gehalten und leider nicht in der von mir favorisierten klaren Form, sondern wirken etwas älter (wer Erfahrung mit den Rother Wanderführern hat, der weiß, was ich meine …) Wichtige Punkte sind in der Karte, wie auch im Höhen-Zeitdiagramm und im Text markiert. Irritiert hat mich, dass weitere – dem Autor nach – markante Punkte ebenfalls fett im Text markiert sind, jedoch nicht in der Karte. Durchaus unüblich für Rother! Zumindest eine kleine Hervorhebung in der Karte hätte doch vorhanden sein sollen.

Man merkt, ich bin mit diesem Wanderführer etwas uneins. Er hat Vor- und Nachteile und so kann ich ihn leider nur eingeschränkt empfehlen. Meiner Meinung nach empfiehlt es sich, vor der Tour einen sehr genauen Blick hineinzuwerfen, um dann zu entscheiden, ob es wirklich der Wanderführer der Wahl sein soll.

Christiane Fischer

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