Ein Kletternachmittag mit Hindernissen

Lang ... ja wirklich sehr lang schon hat Frank versucht unsere Gruppe an den Hohen Stein (Vysoký kámen) im tschechischen Randgebiet bei Eubabrunn zu locken. Nie hatte ich Zeit und auch diesmal standen die Zeichen trotz meines Drängelns bei Frank wieder schlecht. Clever eingefädelt hat er es aber trotzdem, als er sich unser Treffen am Samstag, dem 14. Oktober, am Hohen Stein mit einer Nachricht zur Sicherheit bestätigen lassen hat. Schließlich kann ich ja nicht immer absagen, wenn ich gefühlt bei jedem Zusammentreffen mit ihm den Hohen Stein anspreche. Kurzer Hand beschloss ich also den geplanten Familientag an den Hohen Stein zu verlegen. Der Samstag kam näher und die Probleme von ganz alleine. Ein Besuch beim Notfallarzt mit meinem Sohn nach einer unruhigen Nacht, brachten den Plan wieder ins Kippen. Als sich aber nach dem Arztbesuch, ein paar kleinen Medikamenten und einer Mittagsruhe keiner weiteren Beschwerden zeigten und sich die Lage besserte starteten wir dann doch planmäßig gegen 14.00 Uhr Richtung Eubabrunn.

Frank verbrachte den Vormittag wohl mit akribischer Vorbereitung und schickte einen detaillierten Wegeplan. Sehr gut und klasse gemacht! Wenn da nicht wieder etwas passiert wäre ... Auf der Beschreibung stand: „Parkplatz des Freilichtmuseums Eubabrunn“. Und: „Den findet das Navi". Nichts leichter als das ... Handy raus, Ziel festlegen: Freilichtmuseum Eubabrunn und losfahren. Nach einer gewissen Fahrzeit waren wir dann in Siebenbrunn angekommen. Ja, in Siebenbrunn! Danke Google für deine Hilfe, danke auch dir Schatz für deine Hinweise „WIR SIND FALSCH ... HIER IST DER GLÄSERNE BAUERNHOF ... FALSCH ... FALSCH ... FALSCH!“ Wer es nicht glaubt, kann sich ja mal bei Google Maps den Standort des Freilichtmuseums auf der Karte anzeigen lassen. Ich habe den Fehler bereits weitergeleitet, um anderen den Stress zu ersparen. Sicherheitsbewusst, wie die Kletterer ja aber so sind, habe ich mein zweites Navi geöffnet und – siehe da – die korrekte Adresse gefunden. Auf dem Weg meldete dann unser Auto: Ölstand kontrollieren. Diese Meldung kannten wir schon und hatten unlängst einen Marderschaden dafür beheben lassen. Ich rechnete also erneut mit dem Schlimmsten und man kann sich vielleicht vorstellen, wie genervt ich war. Am Parkplatz angekommen ignorierte ich Franks Hinweis, dass man auch noch etwas weiterfahren konnte, parkte das Auto einfach ab, schaute nach dem Ölstand, schnappte mir meine Familie und die Klettersachen und wanderte los. Inzwischen war es schon kurz vor vier Uhr, dabei hatten wir es geplant, um drei Uhr am Felsen zu sein. Läuft also bei uns!

Nachdem sich das Tempo meiner Familie nicht so recht mit meinem deckte, lief ich vor und ignorierte weiter jeden gut gemeinten Rat aus Franks Wegbeschreibung, etwa: circa 200m nach der Grenze kommt ein Wegweiser, der links über Blockmeere führen möchte. Ich empfehle, rechts weiter auf dem Weg zu bleiben. Naja was werde ich genervter und gestresster Depp wohl gemacht haben? RICHTIG einfach mal falsch herum gelaufen! Oben angekommen sah ich zwar schon Felsen aber keine Kletterer. Als mich Frank dann zurückgerufen hat, fand ich den richtigen Fels und auch unserer Truppe. Frank, Silvio, Manfred und Petra, Steffen und Kathrin waren schon da und widmeten sich gerade ihrer verdienten Kaffeepause. Als ich mich genervt hinzusetzte, von meinen Strapazen erzählte und wir alle drüber lachen konnten, ging es dann auch endlich für mich los. Insgesamt habe ich zwar nur drei Wege geklettert, war aber nach der ganzen Aufregung doch damit zufrieden. Frank zeigte uns an dem etwa 200 m langen Felsmassiv noch andere Routen und auch an die empfohlenen Boulderprobleme wagten wir zwei uns nochmals heran – SEHR GUT.

Nach einem herrlichen Sonnenuntergang mit grandioser Aussicht ging es wieder zu den Autos. Ein gemeinsames Essen sollte noch unser Abschluss werden und da ging es schon wieder los ... Die Brauerei, welche sich wie der Hohe Stein bei Frank und mir schon als Running Gag durchsetzte, hatte schon vorher keinen Platz mehr für uns. Also ging es zum Alpenhof in Markneukirchen – leider auch schon voll ... von dort aus fuhren wir zu drei oder vier weiteren Gaststätten, die auch entweder voll, zu oder keine Lust auf uns hatten. Schließlich und schlussendlich landeten wir in der Bayrischen Bierstube, welche ich euch nur gerne empfehlen kann. Wir hatten eine freundliche Bedienung, einen für uns gerade geöffneten Saal sowie leckeres Essen und Trinken. Erst gegen halb 10 und nach vielen Lachern trennten wir uns mit dem Wunsch auf eine Wiederholung.

Es ging zwar zumindest für mich vieles schief, aber der Tag wird mir trotzdem und vielleicht auch gerade deswegen in Erinnerung bleiben. Ich hoffe fest auf einen Nachholtermin für die Brauerei mit einem vorneweg wieder so schönen Kletternachmittag am Hohen Stein. Nochmals ein Dankeschön an Frank für seine Hartnäckigkeit und alle Beteiligten, die den Tag noch so schön gemacht haben.

Matthias Hamann

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