Arbeits- und Ausbildungswoche vom 28.07. bis 03.08.2014

Dieses Jahr hatte ich endlich wieder Zeit, um an der Arbeits- und Ausbildungswoche unserer Sektion teilzunehmen. Und ich konnte sogar schon am Freitag und nicht erst am Montag auf die Plauener Hütte fahren. Das hat den ungemeinen Vorteil, dass man noch zwei Tage lang die wunderbare Atmosphäre mitten in den Alpen ganz und gar ungestört genießen kann. Freitagnachmittag holte unser Hüttenwart Jens Winkelmann André und mich ab und die lange Fahrt konnte beginnen. Gegen 21 Uhr hatten wir die Materialseilbahn erreicht. Nun schnell die Rucksäcke in die Bahn, Wanderschuhe angezogen, Stirnlampen gezückt. Ist die Batterie auch nicht leer? André legt zur Sicherheit doch noch schnell neue ein. 22.30 Uhr sehen wir endlich die Lichter die Hütte. Auch Phips springt an uns vorbei, schenkt uns jedoch keine Aufmerksamkeit. Kein Wunder, der hat in der Nacht mit der Vertreibung von Murmeltieren alle Pfoten voll zu tun. Für mich war es übrigens mein erster Nachtaufstieg. Meine vorherige Angst war völlig unbegründet, die Stirnlampen gaben genug Licht und den Weg – na, seien wir ehrlich, kenne ich eigentlich sowieso fast schon auswendig.

Der Samstagmorgen begrüßte uns mit herrlichem Sonnenschein. Kurzentschlossen stiegen André und ich zum Rainbachköpfl hinauf. Ein wenig Schnaufen musste ich dabei schon – Kondition will eben gepflegt werden. Am Samstagnachmittag zogen dann dicke Regenwolken auf und die Berge verschwanden im Nebel. Da stand plötzlich Nina im Gastraum. Sie hatte mit Silvio und Connie in der vergangenen Woche die Dreiländertour abgewandert und nun waren die Drei wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt. Am Sonntag füllte sich die Hütte weiter, fast alle Teilnehmer waren einen Tag eher angereist. So konnten wir am Montag gleich mit dem Arbeiten beginnen. Nach reichlich zwei Tagen Faulenzen sprühte ich förmlich vor Elan. Mit vereinten Kräften und Spateln rückten wir in den folgenden Tagen dem losen Putz am Außenwandsockel auf den Leib, verpassten dem gesamten Sockel einen neuen Anstrich und auch die Fassade wurde mit weißer Farbe ausgebessert. Weiterhin befestigten wir das kleine Vordach – man möchte eher sagen Dächlein – über den Küchenfenstern, verbesserten außen den Putz an den Fensterleibungen des Gastraums und am Hütteneingang wurde ein Türstopper montiert. Damit aber noch nicht genug: die Türläden am Winterraumeingang konnten verlängert und der Boden der Winterraumtoilette erneuert werden. Zudem wurde der Außenwandsockel von Unkraut befreit. Nun liegt dort ein hübscher Fundamentschutz aus Vlies und Steinen. In der Damentoilette konnten wir zwei neue Klodeckel montieren und auch der Obertürschließer in dieser Örtlichkeit wurde ausgetauscht. Na und unser Jörg, der war natürlich auch bei der Arbeitswoche dabei. Wo er wohl im Einsatz war? Bei der Herrendusche – keine Frage. Nun ist sie endlich wieder funktionstüchtig und erfreut mit einem dreiminütigen Schauer warmen Wassers. Einfach herrlich!

Ab Dienstagnachmittag dann: endloser Regen und Nebel. Uns blieb nur der Rückzug in die Gaststube. Bei Kaffee und Kuchen wurde geplaudert, und Pläne geschmiedet. Am Mittwoch: abermals Regen, Regen und nochmals Regen. Ein wenig hatten wir noch in der Hütte zu tun, bevor es Zeit war für unseren Ausbildungsteil – wir sollten schließlich auch etwas lernen in dieser Woche auf über 2.363 m. Christian zeigte, wie wir uns mit Hilfe von Karte, Kompass und GPS richtig im Gelände zurechtfinden – praktisch. Am nächsten Tag würden wir das Ganze auch noch im Nebel testen. Von Jens Kittel konnten wir derweil interessante Dinge über die Ernährung bei Bergtouren erfahren. Jens war extra für seinen Vortrag zur Plauener Hütte aufgestiegen.

Als wir am Donnerstag aufwachten, trommelte der Regen noch immer gegen die Fensterscheiben. Philip wollte an diesem Tag absteigen. Am frühen Vormittag verabschiedeten wir ihn, nichts ahnend, dass dieser Tag noch sehr turbulent werden sollte. Wenige Zeit später klingelte Jean‘s Handy. Es war Philip, der sich mittlerweile an der Brücke kurz vor dem Tunnel befand. Die Wassermaßen waren derart gewaltig, dass eine Querung unmöglich war. Damit nicht genug, er berichtete auch, dass es um Jeans und Ricos Transporter nicht gut stehen würde. Philip würde an diesem Tag noch mehrmals probieren, die Brücke zu überqueren – am Ende blieb ihm nichts anderes übrig, als wieder aufzusteigen. Felix, der an diesem Tag zu uns auf die Hütte kommen wollte, gelang es ebenfalls nicht, über die Brücke zu kommen. Er aber schlug sich den Hang hinauf und querte den Fluss viel weiter oben. Ein riskantes Manöver, zumal er sich bei seinem Abstieg wieder hinab zum Weg durch ein schier undurchdringliches Kieferngestrüpp schlagen musste. Am Ende hatte er es jedoch geschafft und am späten Nachmittag konnten wir ihn völlig durchnässt aber glücklich auf der Plauener Hütte begrüßen.

Derweil machten sich Jean und Rico auf den Weg hinab zu Seilbahn. Der Augenblick, als sie ihren neuen Firmentransporter gesehen haben, muss schrecklich gewesen sein. Schwere Steinbrocken hatten den Wagen getroffen und der Motor war gefüllt mit Wasser und Schlamm. Ihnen war klar: Das ist ein Totalschaden. Gemeinsam mit Christian und Thomas versuchten sie, den Wagen wenigstens etwas freizubekommen, aber die Macht des Wassers hielt den Transporter unerbittlichen in seinen Klauen. Noch dazu hatten die Wassermassen die Brücke, an der der Wagen geparkt war vollständig weggerissen. Christian, dessen Wagen ebenfalls nahe der Materialseilbahn stand, hatte Glück. Sein Fahrzeug war nicht beschädigt. Allerdings war es die Fahrstraße umso mehr. Vor allem im Bereich kurz nach dem Tunnel hat die Natur demonstriert, über welch unglaubliche Kraft sie verfügt. Die zerstörte Fahrstraße hielt Christian und Thomas dann etwa eine halbe Woche länger auf der Plauener Hütte fest als geplant. Am Donnerstag, dem 07. August, konnten sie dann das Zillertal verlassen, denn bereits am Montag nach unserer Fahrt rückten die Betreiber des Stausees mit schwerem Gerät an, um die Fahrstraße wieder instand zu setzen. Michael, unser Hüttenwirt, hatte unmittelbar nach dem Unwetter ein Fixseil an prekären Stellen gelegt, sodass der Aufstieg auf die Hütte auch weiterhin möglich war. Sobald die Straße wieder befahrbar war, wurde auch mit der Bergung des Transporters der Firma Loos GbR begonnen.

Die Stimmung auf der Hütte war entsprechend der Ereignisse und des Wetters recht gedrückt. So etwas hatten wir noch nicht erlebt. Am Freitag hatte Petrus dann aber zum Glück erkannt, dass wir dringend eine Aufmunterung brauchten, und schickte uns einen schönen Sonnentag. Während sich etliche entschieden, den Tag zum Arbeiten zu nutzen, führte ich André, Felix und Annika hinauf zur Zillerplattenscharte. Es war wie immer eine herrliche Wanderung und der Blick auf den Eissee eindeutig den zweistündigen Anmarschweg wert. Am Samstag kitzelte uns erneut der Sonnenschein aus den Schlafsäcken. Heute stand das Highlight der Woche auf dem Plan: die Gletschertour – wahlweise zur Reichenspitze, Wildgerlossspitze oder zum Kuchelmooskopf. Für mich war das allerdings nichts. Der Gletscher hatte mich noch sie sonderlich gereizt und so verzichtete ich auch diesem Mal wieder auf die Tour. Dass es für alle anderen ein ganz besonderes Erlebnis war, zeigten mir die jedoch die restlos glücklichen Gesichter am späteren Nachmittag. Ich verbrachte derweil den Tag mit Georg, der am Freitag zur Hütte aufgestiegen war. Gemeinsam genossen wir die Nähe der hoheitlichen Berge und erkundeten das Umfeld der Hütte.

Sonntag. Zeit, Abschied zu nehmen. Warum vergeht die Zeit nur immer so rasend schnell? Gemeinsam nahmen wir den Abstieg in Angriff. Unten angekommen wurde Jeans und Ricos Arbeitsmaterial aufgeteilt und mit vereinten Kräften schleppten wir alles zum Tunnel. Ganz schön anstrengend! Dort erwartete uns schon Jens Kittel, der seinen Urlaub extra einen Tag verlängert hatte, um unsere Gruppe zu Hilfe zu eilen. So konnten Jean und Gabi bei ihm mitfahren und auch einiges an Material kam bei ihm im Wagen unter. Weiteres Material nahm Frederic dankenswerterweise mit ins Vogtland und Rico fand bei uns einen Mitfahrplatz.

Fazit: Es war wieder eine sehr schöne Woche gewesen, sie hat uns aber auch gezeigt, welche unheimliche Kraft der Natur innewohnt und dass wir diese niemals unterschätzen sollten. Solche Ereignisse zeigen zudem, wie gut wir in Krisenzeiten zusammenstehen und was Menschen gemeinsam erreichen können. Diese besondere Arbeits- und Ausbildungswoche, die auch eine gewisse Portion Tragik nicht entbehrte, werden sicherlich alle Beteiligten nie vergessen.

Christiane Fischer

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