Unterwegs in Cornwall und Devon

Groß Britannien ist aufgrund des Brexits gerade in aller Munde. Und während so mancher den Bruch mit der EU um jeden Preis durchsetzen möchte, ist und bleibt England für mich ein Sehnsuchtsland. Die Landschaft, die Menschen und Kultur haben mich in ihren Bann geschlagen und wer sich einmal in dieses Land verliebt, der ist verloren – für immer. Als der Bergverlag Rother einen neuen Wanderführer zu „Cornwall – Devon“ ankündigte, war für mich mein nächster Leseauftrag absolut klar. Lohnt sich aufgrund unseres 3-jährigen Sohnes ein Wanderurlaub in England aktuell noch nicht wirklich, so kann man sich zumindest schon einmal gedanklich über den Ärmelkanal träumen.

Insgesamt 53 „schönste“ Küsten- und Moorwanderungen verspricht Edith Kreutner in ihrem Buch, und bereits der Blick ins Inhaltsverzeichnis verrät, dass sie Wert auf Abwechslung legt. Der überwiegende Teil der Wanderungen ist blau oder rot und bewegt sich zwischen angenehmen zwei bis drei Stunden, einige warten auch mit vier oder fünf Stunden auf. Zehn der Touren sind mit dem Prädikat Top versehen, darunter alle drei schweren (schwarzen) Touren. Details zu diesen finden sich in einer Extrainfobox im Allgemeinen Teil. Auch bei dieser Auswahl überzeugt die gute Durchmischung, so gibt es Tourenlängen und –Charakteristika für jeden Geschmack, von der Küsten-, über die Moorwanderung bis hin zu Steinkreisen und Seen. Die bekannte Überblickskarte dagegen verortet alle Touren im Wandergebiet. Viele finden sich direkt an der Küste wieder, so manche locken aber auch in die beiden Nationalparks Dartmoor und Exmoor. Vor allem dort lässt sich im dicht besiedelten Wandergebiet echte Einsamkeit erleben. Um die Tour dort nicht zur Tortur werden zu lassen, etwa weil man sich verlaufen hat (was nicht unwahrscheinlich ist, weil die Engländer die Orientierung beim Wandern als wichtigsten Bestandteil ansehen), sind Karte, Kompass und GPS unerlässliche Hilfsmittel. Darauf weist auch Kreutner in den Allgemeinen Hinweisen hin, und gibt zu jeder Wanderung die entsprechende Wanderkarte an. Zusätzlich kann man sich die GPS-Daten zum Wanderführer kostenlos über die Rother-Website downloaden.

Die weiteren allgemeinen Ausführungen sind sehr informativ und beschränken sich auf das Wesentlichste, lassen aber trotzdem die Zuneigung der Autorin zu ihrem vorgestellten Wandergebiet genauso erkennen, wie ihre fachkundige Expertise. Themen von Kreutner sind etwa Tourenauswahl, -Planung und –Vorbereitung, die notwendige Ausrüstung, Verhalten unterwegs, Wandern mit Kindern und Hunden, Wegenetz und Markierungen und in diesem Zusammenhang auch Karten, Gefahren und Notfall/Bergrettung. Ein probates Mittel zur Urlaubseinstimmung sind dann diejenigen Seiten, welche einen Überblick über Natur und Kultur geben und abgerundet werden von nützlichen Infos zur Reisezeit (mit Klimatabellen von Exeter, Princetown und St, Ives!), Anreise, Öffentlichen Verkehrsmitteln und Einkehr sowie wichtigen Telefonnummern und Adressen. Eine Auswahl an zusätzlicher Literatur zum Reisegebiet fehlt ebenfalls nicht.

Mit Seite 28 geht es dann richtig los: die einzelnen Touren nehmen ihren Platz ein und werben mit zahlreichen Fotos, die den Charme dieses wunderbaren Wandergebietes aufs Schönste und zugleich natürlichste einfangen. Eine kurze, treffende Überschrift und ein kleiner Einleitungstext stimmen auf die jeweilige Tour ein und die bekannten Kurzinfos (Ausgangspunkt, Höhenunterschied, Anforderungen, Einkehr und Karte) machen es dann konkret. Die zeitliche Länge und kleine Piktogramme finden sich in der obersten Überschriftenleiste, eine zusätzliche Erwähnung in den Kurzinfos wäre hier m.E. nicht verkehrt gewesen. Ebenso die Angabe der Entfernung der Tour, die sich nur aus dem Höhen-Zeitdiagramm ergibt. Die beigefügten kleinen Wanderkärtchen im Maßstab 1 : 50.000 mit markierten wichtigen, markanten Punkten sind für eine erste Orientierung absolut ausreichend, ersetzen aber natürlich keine Wanderkarte. Die Wegbeschreibungen selbst sind für mein Gefühl etwas ausführlicher, als man das sonst von Rother gewohnt ist, und helfen so, auch bei Wanderungen in einsamen Gebieten besser die Orientierung zu behalten. Sie sind dabei frei von schnörkeligem Ballast, stets konzentriert auf wichtige Wegpunkte und – soweit man das aus dem Trockenen heraus beurteilen kann – der Wegfindung absolut tauglich.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass man bei diesem Wanderführer auf einen Klappentext zugunsten einer größeren Überblickskarte auf der hinteren Buchseite verzichtet hat. Diese Entscheidung mag bei der Auswahlsuche im Buchladen ein Nachteil sein, doch für den täglichen Gebrauch im Urlaub ein absoluter Pluspunkt.

Kurzum, mit dem Wanderführer von Cornwall – Devon von Edith Kreutner präsentiert Rother wieder ein top Buch, mit einer breiten und vor allem überzeugenden Tourenauswahl, das bei einem Wanderurlaub in Englands südwestlichster Region auf keinen Fall fehlen sollte!

Christiane Fischer

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