Pure Natur entdecken - im Nationalpark Schwarzwald

Der Schwarzwald ist für viele Menschen ein überaus lohnenswertes Urlaubsziel, lockt doch vor allem der Nationalpark mit einer Natur, die langsam wieder zu sich selbst zurückkehrt und uns stellenweise in einen wahrhaftigen Urwald eintauchen lässt. Ich für meinen Teil bin kein wirklicher Fan dieser Gegend Deutschlands, zu dicht, zu dunkel erscheint mit der Wald in meiner Vorstellung, wo er sich ungehemmt ausbreiten kann, immerhin war ich noch nie auch nur in der Nähe des Schwarzwaldes. Weil man aber seine Vorurteile stets kritisch hinterfragen sollte und auch mein Mann mir zunehmend mit zumindest einem Kurzurlaub in jener Gegend in den Ohren liegt, war es an der Zeit, sich dem Thema anzunähern. Und wie könnte das besser gelingen, als mit einem Wanderbuch zum Nationalpark Schwarzwald vom Rother Bergverlag?

Mit gesamt 40 Touren wartet das Wanderbuch von Martin Kuhnle auf und überrascht – für diese Rother Reihe – mit ungewöhnlich wenigen Seiten. In der vorderen Umschlagseite kann man sich, wie üblich, einen Überblick über die angebotenen Touren machen und erhält sogleich Aufschluss über folgende Eigenschaften: Erreichbarkeit mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, Tour mit Sessellift (gesamt zwei an der Zahl), für Kinder geeignet, Einkehr, Übernachtung und – für mich immer wieder extrem wichtig – mit wie vielen Mitwanderern man auf der Strecke zu rechnen hat. Da der Schwarzwald doch zu den beliebten Touristenzielen in Deutschland zählt, hat es mich positiv überrascht, dass Kuhnle elf Touren anbietet, die eher wenig begangen werden. 22 dagegen durchschnittlich oft und sieben häufig. Es folgt der Schwierigkeitsgrad, die Höhenmeter und die Länge der Tour in Stunden. In der hinteren Umschlagseite findet sich eine detaillierte Übersichtskarte, in der zum einem die beiden Teile des Nationalparks (Süd und Nord) eingezeichnet und zum anderen die Nummern der einzelnen Wanderungen – weiß in einem grünen Kreis. Ich finde diese Farbwahl ungünstig, da die ganze Karte schon allein durch die Beschaffenheit des Gebietes eher grünlich, der Nationalpark zusätzlich grün markiert ist. Natürlich sieht man die Zahlen, aber es wäre schöner gewesen, hätten sie sich etwas mehr hervorgehoben; so ist jedoch zumindest „die grüne Logik“ bewahrt.

Nun aber zum Inhalt. Statt auf das Vorwort, stößt man in diesem Wanderführer zuerst auf eine Seite „Zum Geleit“, welches von der Leitung des Nationalparks geschrieben wurde. Mir hat sie vor allem als Einstimmung auf das vorliegende Buch extrem gut gefallen, das Vorwort vom Autor selbst war okay, konnte aber definitiv nicht mit dieser Seite mithalten. Es folgen das Inhaltsverzeichnis und der Allgemeine Teil. Letzterer ist eher kurz geraten, was mich doch wegen des generell geringeren Seitenumfangs des Führers wunderte. Behandelte Themen sind u.a. Anforderungen, Gehzeiten, Wetter, Wanderkarten und Wandern mit Kindern. Daran schließen sich einige Seiten speziell zum Schwarzwald an, die ich sehr informativ und lesenswert fand, vor allem die Ausführungen zum Thema Nationalpark und den damit einhergehenden Verhalten in diesen Gebieten und der Arbeit des Schwarzwaldvereins, der sich ehrenamtlich(!) um den Erhalt und die Pflege des extrem großen Wegenetzes (ca. 24.000 Kilometer) kümmert. Gerne hätte ich noch etwas zur Kultur oder auch Kulinarik im Schwarzwald gelesen.

Wie bei jedem Rother Wanderbuch wird der Tourenteil mit einem doppelseitigen Bild eingeleitet. Die Auswahl war – auch wenn das hart klingen mag – noch nie so derart misslungen wie in diesem Wanderführer. Statt einer grandiosen Aussicht oder unberührten Natur, blickt der Betrachter auf die Hornisgrinde. Mag dieser Berg mit 1164 m auch die höchste Erhebung im Norden des Schwarzwaldes sein, so taugt sie doch (zumindest aus der gewählten Perspektive) nicht als Einstimmung für schöne Wanderungen. Windrad und Funkturm machen klar, dass sich auch im Schwarzwald die Natur nicht überall frei entwickeln kann.

Nun aber noch einige Zeilen zu den von Martin Kuhnle vorgestellten Touren. Sie wurden m.E. nach mit großer Sorgfalt ausgewählt und ermöglichen es, die Natur in ihrer ganzen Bandbreite zu erfahren. Idyllische Waldlandschaften wechseln sich mit saftigen Wiesen, lieblichen Seen und beeindruckenden Ausblicken ab. Ich denke, hier wird jeder Wandergeschmack individuell gestillt. Der Aufbau der Seiten ist bekannt und die angenehme Schreibe des Autors lässt einen gerne in die ein oder andere Tour eintauchen. Die Routenbeschreibungen sind absolut zweckdienlich und nicht überladen. Folgt man einem bestimmten Wanderzeichen, gibt Kuhnle genau so viele zusätzliche Wegbeschreibungen, wie es angenehm ist, und flicht ab und an interessante Zusatzinformationen mit ein. Die unterstützenden Fotos sind hier wiederum sehr gut ausgewählt und vermitteln einen authentischen Eindruck von der landschaftlichen Bandbreite des Schwarzwaldes. Natürlich dürfen auch in diesem Wanderführer die kleinen Wanderkärtchen, das Höhenzeitdiagramm und die Kurzinfos nicht fehlen. Punkte bei Letzterem sind: Ausgangspunkt, Gehzeit, Höhenunterschied, Anforderung, Einkehr, Unterkunft und Karte. Während das Thema Unterkunft mit direkter Namensnennung der jeweiligen Häuser inkl. Adresse, Telefonnummer und Webadresse punktet, wird bei Einkehr nur ein Ort genannt. Das fand ich doch sehr schade! Während der Urlauber im Schwarzwald wohl meist bereits eine Unterkunft hat bzw. sich im Vorfeld eingehend damit beschäftigt, will eine Einkehr tagaktuell und oftmals doch ohne großen Aufwand gefunden werden. Hier aber muss man sich erst noch im Vorfeld über vorhandene Wirtshäuser und deren Öffnungszeiten separat informieren.

Fazit: Ein sehr schöner Wanderführer über den Nationalpark Schwarzwald, der direkt Lust auf die Entdeckung dieser Region Deutschlands macht. Zumindest meine Vorurteile wurden doch ein ganzes Stück abgebaut. Leider kommt das Buch nicht ohne die ein oder andere Schwäche aus, die aus meiner Sicht jedoch alle vermeidbar gewesen wären.

Christiane Fischer

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